Einer der Hauptgründe für uns, warum die Wahl auf Kannur fiel war, dass es klein, etwas abgelegen und günstig ist und einige abgelegene und menschenleere Strände haben soll. Die wollten wir heute finden und uns ansehen. Einer der Strände war Kizhunna Beach, irgendwo zwischen Kannur und Thalassery. Mit Hilfe einiger Einheimischer und durch fragen beim Busfahrer fanden wir den richtigen Bus und stiegen an der richtigen Haltestelle aus. Von da aus ging es mit einer der allgegenwärtigen Rickshaws die 2km runter zum Strand.
Es war ein Traumstrand, wie man sie von Postkarten kennt. Menschenleer, nur ein paar Fischerboote im Sand und draußen vor der Küste, palmengesäumt und herrliches Wasser. Wir bastelten aus einem Wickelrock und ein paar Palmenblättern einen Unterstand für Schatten, der aber nicht allzu viel brachte. Gegen Abend kamen ein paar mehr Touristen, vielleicht aus den nahegelegenen Strandhäusern und ein paar Locals. Nach dem Sonnenuntergang machten wir uns dann zu Fuß auf den Weg zurück zur Bushaltestelle und fuhren zurück nach Kannur.
Wir schliefen recht lange um unsere Batterien wieder aufzuladen und suchten uns zum Frühstück ein Restaurant in der Nähe des Hotels. Danach erkundeten wir Kannur etwas. Es war die erste kleine Stadt im Indienpart unserer Reise und fühlte sich endlich ein weniger wuselig und etwas entspannter an als Mysore und Bangalore. Die Rickshawfahrer waren auch nicht ganz so aufdringlich, dafür waren die Einwohner weniger an Ausländer gewohnt, da wohl deutlich weniger durchkommen. Es wurde zumindest deutlich mehr gestarrt – oder es fiel uns mehr auf.
Wir machten uns daran zwei indische SIM-Karten zu organisieren, damit wir endlich etwas unabhängiger sind, Google Maps nutzen und vor allem bei potentiellen Unterkünften anrufen könnten. Also zuerst Passbilder machen – die hier ein ganz normales Passbildformat haben und nicht das absurde 5cm x 5cm, dass die Inder bei der Passbeantragung haben wollen – und dann zum Airtel-Shop, den wir gestern bei der Hotelsuche entdeckt hatten. Es lief eigentlich ganz gut, aber dann wollten sie wie erwartet einen Einheimischen als Kontakt haben. Unsere beiden Hosts aus Bangalore akzeptierten sie nicht, da wir nun nicht mehr in Karnataka sondern in Kerala waren. Wir hätten von unserem Hotel ein Schreiben und den Namen und Privatanschrift des Managers gebraucht. Also wieder zurück zum Hotel und dort mal freundlich gefragt. Statt dass er uns die Daten gab, versprach er, uns über eigene Kontakte 2 Kerala-SIM zu besorgen… wir hatten eh keine Wahl und ließen uns darauf ein.
Zum Abend und für den Sonnenuntergang nahmen wir dann noch eine Rickshaw zum Payambalam Beach, gut 2km vom Hotel entfernt. Es waren ein paar Inder dort – je später es wurde desto mehr kamen. Wir gingen kurz ins Wasser und sahen uns dann den Sonnenuntergang an, bzw das Eintauchen der Sonne in das Wolkenmeer am Horizont. Kurz danach fuhren wir zurück und tranken in einer Bar noch ein Bier. Interessanterweise war das das Kingfisher Strong – Starkbier, das wir schon in Bangalore hatten. Dort hatte das Starkbier >8% Alkohol, hier in Kerala, ein kommunistisch regierter, muslimischer Bundesstaat, hatte es <6%, war deutlich teurer und nur in Bars zu bekommen. Danach ging’s zurück zum Hotel und fühlten uns das erste mal ein bisschen angekommen.
Wirklich gut schlafen konnte man im Schullandheim nicht. Die erste Nacht war eine Schulklasse, geschätzt waren sie alle um die 10, einquartiert, die gegen 5:30 anfingen Lärm zu machen. Lärm, der einen senkrecht im Bett stehen lässt (Be Silent, anyone?), was kein Spaß ist, wenn man erst gegen 2 zum schlafen kommt, weil vorher die vielleicht wilden, vielleicht aber auch zum Hostel gehörenden Hunde irgendwelche Meinungsverschiedenheiten ausdiskutieren. Diesmal war es etwas länger ruhig, erst gegen 6:30 wurde es laut. Wir standen gegen 8 auf, Frühstück gab’s eh keins vor Ort, duschten und machten uns gegen 10 Uhr auf den Weg zur Busstation.
Uns wurde gestern gesagt, Tickets reservieren geht nicht, einfach hinkommen, einsteigen und im Bus zahlen. Der Bus fuhr gute 6h, war unklimatisiert aber dafür ziemlich günstig. Gegen 18Uhr kamen wir in Kannur, direkt an der Küste gelegen, an. Leider hatten wir immer noch keine indischen SIM-Karten, kein Internet und waren so ein wenig planlos. Die Unterkünfte aus den Reiseführern waren nicht so leicht zu finden und die Hotels an denen wir auf unserem Weg durch die Stadt vorbeikamen waren entweder voll belegt oder wollten 1500 Rupien für ein Zimmer ohne Klimaanlage. Laut Reiseführern sollte so etwas um die 500 Rupien kosten.
Schlussendlich landeten wir nach gut 4km Fußmarsch im Hotel Meridian Palace und zahlten 844 Rupien für ein unklimatisiertes Zimmer ohne WiFi. Also wieder kein Internet. Der Tag war quasi schon gelaufen, wir waren müde und verschwitzt, also duschten wir und suchten uns etwas zu Essen.
Exkurs indische SIM-Karten: In Indien kann man nicht einfach irgendwo hingehen und eine Prepaid-SIM kaufen. Als Ausländer braucht man Passbilder, eine Kopie des Reisepasses, eine Adresse im jeweiligen Bundesstaat und einen Einwohner des jeweiligen Bundesstaates, der quasi für einen bürgt und je nach Laune der Mobilfunkmitarbeiter ein Formular mit Name und Wohnanschrift ausgefüllt haben oder persönlich anwesend sein muss. Nebenbei muss man selbst noch ein Formular ausfüllen. Die SIM bekommt man mit, sie funktioniert aber noch nicht. Irgendwann binnen eines Tages wir sie dann aktiviert und man kommt ins Handynetz, kann aber noch nichts machen. Dann ruft man in einem Callcenter an und muss dort die Angaben des Formulars noch einmal aufsagen und bestätigen. Bustickets kaufen kann ohne indische Mobilnummer – man muss eine Telefonnummer angeben – auch in Diskussionen ausarten. Die SIM gelten jeweils für den Bundesstaat in dem sie gekauft wurden, man kann in anderen Bundesstaaten aber roamen. Es gibt mehrere “Konten” auf der SIM-Karte: Gesprächsguthaben, 2G Datenguthaben, 3G Datenguthaben und “airtel Money”. Das größte Problem ist für einen Ausländer natürlich einen Einheimischen aufzutreiben. Unsere Hosts aus Bengalore boten uns zwar Hilfe an, als wir in Bengalore waren, war allerdings Wochenende und nun waren wir nicht mehr in Karnataka sondern in Kerala.
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