dridde bloggt. manchmal.

Techniktagebuch: Self Service Fotodienst

März 2016

Für einen Visumsantrag benötige ich Passbilder. Leider keine von mir, sondern die meiner Freundin. Bisher bin ich selbst immer zu einem Fotografen gegangen und habe dort Passbilder machen lassen oder habe Passbildautomaten benutzt. Ich habe allerdings den Scan eines Passbilds und bekomme von ihr den Hinweis, dass man die z.B. im Rossmann selbst drucken kann. Das war mir neu, aber klingt ganz praktisch.

Weil ich Linuxnutzer bin, sind fast alle meine Medien mit ext formatiert, auch die größeren USB-Sticks, mit denen ich keine Daten mit anderen Leuten tausche. Ich halte es für unwahrscheinlich, dass die Geräte dort ext lesen, also formatiere ich einen 16 GB Stick extra mit NTFS und kopiere das Passbild darauf.

Kurze Zeit später stehe ich im Rossmann und finde im halbwegs benutzbaren Menü auch die Option für Passbilder. Als Nächstes sehe ich einen Copyrighthinweis und danach darf ich eine Bildquelle wählen. USB-Stick ausgewählt, eingesteckt und … Ernüchterung. NTFS wird auch nicht unterstützt. Mist.

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Zurück zur Quellenauswahl kann ich leider nicht, also noch einmal von vorne und schauen, was denn noch so an Datenquellen benutzt werden können. Smartphone ist auch in der Auswahl. Immerhin, das könnte gehen. Das Bild schnell aus einer Mail aufs Telefon geladen und hoffnungsvoll auf Smartphone geklickt. Es erscheint die Frage, ob ich die Rossmann-Fotowelt App installiert habe. Habe ich nicht, ich klicke auf Nein. Ich werde aufgefordert, die Fotoweltapp zu installieren. Ca. 20 MB Download später darf ich mit der App einen QR-Code scannen, der mein Telefon mit einem WLAN verbindet, und auf dem SB-Gerät darf ich jetzt meine Fotos durchscrollen, je 8 pro Seite. Eine sinnvolle Sortierung kann ich nicht erkennen, auf meinem Telefon sind ungefähr 6 GB Bilder aus den letzten 12 Monaten, ca. 1000 Seiten. Außerdem habe ich den Verdacht, auch die privateren Ordner würden irgendwann auf dem Bildschirm erscheinen. Also erneut abgebrochen und noch einmal die Quellenauswahl angeschaut. Ah, Bluetooth gibt es auch. So könnte ich wenigstens auf dem Telefon auswählen, das Foto auch schnell finden. Erstaunlicherweise funktioniert das pairing sehr schnell und problemlos und ich kann – nach über 10 Minuten am Gerät – endlich die Passbilder drucken.

Zuerst erschienen im Techniktagebuch.

Techniktagebuch: Keine Schmuddeldaten für Fremde

1. November 2015

Ich halte mich gerade in Großbritannien auf und habe aus diesem Grund auch eine UK-SIM-Karte in meine stetig wachsende Sammlung aufgenommen. Nun hat der Ältestenrat in London beschlossen, dass es einen Adult-Content-Filter gibt, und alles anrüchige oder sonstwie unliebsame wird standardmäßig erst einmal blockiert, außer man setzt sich selbst auf die Perversen- und Querulantenliste.

Aus Interesse – und weil ich die Option doch recht prominent platziert in meinem Profil bei “giffgaff” sah – wollte ich den Filter mal deaktivieren.

“As this is the first time you remove adult content control, we will ask you for your passport or driving licence details to prove your age. Please enter one of the two options:”

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Nun darf ich also wählen, ob ich meinen UK Passport, den ich nicht habe, angebe, oder doch lieber die UK driving licence, die ich nicht habe, benutze. Laut FAQ, Foren und Knowledge Base gibt es auch keine andere Möglichkeit, den Filter zu deaktivieren. Es wird vorgeschlagen, sich für einen vorläufigen Führerschein zu registrieren. Dazu braucht man nur 34 Pfund Sterling via Visa, Mastercard etc. zu überweisen und seinen UK Passport … Alternativ kann man auch eine EU Identity Card oder einen EU Passport benutzen. Die muss man dann nur im Original dem Führerscheinantrag beilegen und nur ein paar Monate warten. Alles in allem sehr welcoming. Tendenziell werden damit ja auch Erwachsene ohne Pass und ohne Führerschein ausgeschlossen, definitiv aber auch alle Ausländer und Menschen mit zweifelhaftem Aufenthaltsstatus.

Es ist spannend zu sehen, welche Hürden man überspringen muss, um ein nicht ganz so zensiertes Internet zu bekommen. Vermutlich ist es bei Festnetz-Internetzugängen ähnlich kompliziert. Aber ein VPN ist irgendwie auch schnell eingerichtet.

Zuerst erschienen im Techniktagebuch.

Techniktagebuch: Teures Pflaster: Maut in Europa

August 2015

Gut, nicht wirklich Pflaster, vermutlich eher Asphalt und Beton, das klingt aber nicht so gut. Anlässlich einer längeren Autofahrt durch Europa hatte ich die wundervolle Gelegenheit, die Umsetzung der PKW-Maut in verschiedenen europäischen Ländern auszuprobieren. Als vorbildlicher Fernreisender habe ich natürlich vorher die einzelnen Mautbedingungen recherchiert. Dabei fiel auf: es gib ein gewisses Nord-Süd Gefälle, was die Benutzerfreundlichkeit betrifft. In Deutschland gibt es noch keine PKW Maut, daher konnte ich ohne Probleme bis zur Landesgrenze fahren.

In Tschechien benötigt man für die Maut eine Vignette, die an die Windschutzscheibe geklebt wird. Bestenfalls kauft man diese auf dem letzten Rastplatz vor der Grenze. Vignetten gibt es mit 10 Tage, 1 Monats oder 1 Jahres-Gültigkeit. Als ich sie kaufte, konnte man sie nur Bar und in Euro oder tschechischen Kronen bezahlen. Kartenzahlung funktioniert angeblich, war aber bei mir gerade nicht möglich. Im Land selbst bekommt man von der Maut nichts mehr mit.

Die Slowakei funktioniert mauttechnisch genau wie Tschechien, Vignette an die Scheibe, vor der Grenze kaufen – diesmal sogar via Karte an einer Tankstelle in grenznähe bezahlbar.

Ungarn ist sich ganz modern. Keine Vignette, keine Mautstationen. Dafür werden vermutlich die Kennzeichen aller Autos auf den Autobahnen erfasst und es gibt irgendeine Datenbank, in der nachgeschaut wird, ob man die Maut gezahlt hat. Das funktioniert erstaunlich unkompliziert über eine mehrsprachige Webseite, wieder mit 10 Tages-, 30 Tages- und Jahresoption. Der Mautkauf ließ sich via Roaming, Mobilinternet und Smartphone aus dem fahrenden Auto auf der slowakischen Autobahn erledigen.

In Serbien und Mazedonien zahlt man die Maut an Mautstationen auf den Autobahnen, an denen man nur kurz anhält und in bar oder mit einer Kreditkarte bezahlen kann. Etwa alle 100 Autobahnkilometer steht eine Station. Aufgrund der geringen Beträge von nicht mal 2 Euro funktioniert alles ohne Bestätigung und der Vorgang dauert weniger als 30 Sekunden. (Verkehr gibt es wenig, daher auch keine Schlangen an den Mautstationen. Es war allerdings auch schon spät Abends). Da es eine offene Spur mit einem unbesetzten Häuschen gab, existiert vermutlich auch eine automatisierte Zahloption für Vielfahrer.Griechenlands Modell funktioniert im Prinzip ähnlich, allerdings kann man dort an den Mautstationen nur in Landeswährung (hurra, aktuell noch Euro) in bar zahlen, Karten werden nicht akzeptiert.

Die Türkei setzt ganz auf Automatisierung, hier gibt es nur Mautstellen ohne Menschen, dafür aber gleich zwei verschiedene RFID-Systeme. Die RFID-Sticker für die Windschutzscheibe kann man erst im Land kaufen und muss dafür zu Postämtern oder ausgewählten Shell-Tankstellen. (So ausgewählt, dass wir keine fanden, die sie verkauft). Man füllt einen Antrag, den es nur auf türkisch gibt aus und bekommt einen Aufkleber für die Windschutzscheibe, der zu einem aufladbaren Mautkonto gehört. Da man als ausländischer Verkehrsteilnehmer keinen Sticker besitzt, fährt man ziemlich sicher erst einmal ohne durch eine Mautstation. In dieser wird man dann durch gelbe Blinklichter und eine Sirene als Mautpreller enttarnt. Außerdem wird das Kennzeichen erfasst und knapp 80 Lira (~27€) Strafe angedroht, wenn man seine Mautschulden nicht innerhalb von 7 Tagen bezahlt. Da sie auch die Kennzeichen erfassen (können) frage ich mich, warum man einen RFID-Sticker braucht, sie könnten das Mautkonto doch wie in Ungarn gleich dem Kennzeichen zuordnen.

Bei den Mautsystemen, mit Ausnahme der Türkei, merkt man, dass sie auch mit Ausländern und dem Wissen, ein Transitland zu sein, im Hinterkopf eingeführt wurden. Man kann sich vorher darum kümmern oder unproblematisch vor Ort bezahlen. In der Türkei fallen Touristen irgendwie durch’s Raster, müssen erst einmal die Maut prellen und haben Druck und Aufwand dann schlussendlich die Maut zu bezahlen.

Zuerst erschienen im Techniktagebuch