dridde bloggt. manchmal.

27.01.2015 Im Bus nach Ganzi

Der letzte Morgen in Yushu. Ursprünglich sollte es zurück nach Xining und dann von dort nach Chengdu gehen, aber wir warfen unsere Pläne etwas um. Nun sollte um 5 nach Ganzi gehen, diesmal in einem privaten Minivan, es gibt – zumindest im Winter – wohl keine offiziellen Busse nach Ganzi. In die Wege geleitet wurde das von unseren neuen Freunden, der Fahrer sollte uns direkt vor dem Hotel abholen. Sollte. Denn irgendwie kam er nicht und auch telefonisch war es mehr als umständlich, ihn zum Treffpunkt zu lotsen. Als er schlussendlich ankam stellten wir fest, dass der 8-Sitzer schon vollgepackt war und nur noch 2 sehr enge Sitze in der letzten Bankreihe frei und unsere Rucksäcke kamen auf’s Dach. Der Fahrer war etwas griesgrämig und wirkte Stellenweise so, als wisse er nicht genau was er tut. Vor allem am Anfang der Fahrt auf vereisten und gefrorenen Straßen tat er dumme Dinge.Irgendwie haben wir es aber doch durch die Nacht geschafft und – obwohl er scheinbar auch vergessen hatte, wie eine Heizung im Auto funktioniert, tauten wir langsam wieder auf, als auch die Außentemperaturen über 0°C stiegen. Nach gut der Hälfte der Fahrt tauschten auch die drei Nonnen auf der mittleren Sitzbank ihre Plätze mit uns und gaben uns von ihrem Essen ab.

Gegen 16:30 kamen wir in Ganzi an und standen sofort in einer Menschentraube. Im Winter kommen vermutlich keine Ausländer hier hin, wir waren wohl die einzigen in der ganzen Stadt. Unser Host holte uns vom Busbahnhof ab und nachdem wir abgeladen hatten, erkundeten wir ein bisschen Ganzi. Nachdem wir tibetisch Essen waren machten wir uns auf in die heißen Quellen. Nachts wurde es ein bisschen kalt, die Häuser hier sind – wie in Yushu – nicht beheizt. Bei Außentemperaturen um die -5°C wird es auch im Zimmer kalt. Dagegen gibt es diverse Schichten dicke, warme Decken.

Übrigens: Woran ein chinesischer Autofahrer seine Geschwindigkeit fest macht, habe ich in den ganzen 11 Stunden nicht herausfinden können. Mit der Beschilderung oder dem Straßenzustand hängt es aber definitiv nicht zusammen.

26.01.2015 Ein völlig absurder Tag in Yushu

Heute sollte es zum Wencheng Tempel gehen, der ein paar Minuten mit dem Taxi vor der Stadt liegt. Der Lehrer von gestern bot an uns zu helfen und einen Fahrer zu organisieren bzw. selbst mitzukommen. Wir hatten uns lose mit ihm verabredet und trafen uns gegen 10:30 Uhr mit ihm. Aber anders als erwartet ging es nicht gleich los zum Tempel sondern in seine beiden Schulen. Beide Schulen, eine Middle- und eine High-School, waren in nicht wirklich fertigen Gebäuden untergebracht. Es fehlten Treppengeländer, Bodenbeläge und manchmal Fenster. Heizungen sind hier – trotz der Kälte im Winter – nicht wirklich verbreitet, die Schüler saßen mit Jacke im Unterricht und einige Räume wurden mit Heizstrahlern beheizt. Die Klassen waren so voll, dass zum Teil die Türen nicht ganz aufgingen, weil sie an die Schulbänke stießen. Wir besuchten einige Klassen und versuchten uns ein bisschen in Konversation mit den Englischklassen. Es traute sich von den Schülern aber niemand so wirklich, vor allen anderen Englisch zu sprechen. Die Hofpause verbrachten wir noch in der Schule, dann wurden wir mit Essen versorgt bis zum Wencheng Tempel gefahren. Zwei der Lehrer begleiteten uns und zeigten uns die Gegend. Wir kletterten auf einen Berg beim Tempel und sahen Unmengen Gebetsfahnen, Mantras und Pilger. 

Der Tempel war im Vergleich zu den Klöstern sehr unspektakulär, aber wohl einer der ältesten Tempel die wir bisher sahen und daher dennoch beeindruckend. Als wir uns gegen 13 Uhr auf den Rückweg machten, dachten wir eigentlich, dass wir in der Stadt abgesetzt werden, stattdessen ging es aber zu den Eltern des Lehrers wo wir schon wieder zum Essen eingeladen wurden. Es gab Yak, viele Sorten Gemüse, Reis und wieder Buttertee. Danach wurde die jüngere Schwester beauftragt, sich um uns zu kümmern, uns die Stadt zu zeigen und uns bei unserer Weiterfahrt nach Ganzi zu helfen. Die Schwester ist buddhistische Nonne oder Novizin und studiert in einem Kloster ca. 5 Autostunden von Ganzi entfernt, war aber vorher im Jiegu Si Kloster in Yushu, das sie uns geduldig zeigte und all unsere Fotopausen gelassen hinnahm. Dem Kloster merkt man das Erdbeben noch am meisten an, hier stehen noch Zelte und Notunterkünfte, die Zeremonien finden in einem provisorischen Saal statt. Auf dem Berg wird am Kloster und an neuen Wohnungen gebaut, beides ist aber noch nicht bezugsfertig.

Nachdem wir vom Klosterberg wieder in die Stadt gelaufen waren fuhren wir mit ihr noch zur Mani Mauer, einer Pilgerstätte, die aus abertausenden Steinen mit eingeritzten Mantras besteht und von Pilgern mehrfach umrundet wird. An diesem Tag waren wir dort vermutlich die größte Attraktion und zogen immer eine kleine Schar an Kindern hinter uns her und wurden dutzende Male fotografiert.

Zurück bekamen wir kein Taxi und mussten mit einem privaten Fahrer vorlieb nehmen. Der dringenste Punkt auf der ToDo Liste war noch eine Bank suchen, die internationale Karten akzeptiert und uns mit neuem Geld versorgen. Leider ist der Wechselkurs in den letzten Tagen immer schlechter geworden und wir klapperten 5 Banken ab, bis ein ATM unsere Visa-Karten akzeptierte. In den nächsten Tagen geht es noch mehr ins ländliche, dafür muss unser Bargeld reichen. War ich gestern schon völlig überrascht von der Gastfreundschaft, wurde das heute noch deutlich getoppt. Wir wurden den ganzen Tag eingeladen, herum gefahren und herumgeführt. Wenigstens zum Abend hin konnten wir uns ein bisschen revanchieren und das Abendessen selbst bezahlen.

25.01.2015 Yushu erkunden

Yushu wurde 2010 von einem starken Erdbeben fast komplett zerstört und erst in den letzten Jahren wieder aufgebaut. Die Berichte im Internet sind von vor dem Erdbeben oder von kurz danach, als vieles noch provisorisch war, und lesen sich eher abschreckend. Die nächtlichen Eindrücke von der Ankunft stimmten uns aber optimistisch.

Gegen Mittag verließen wir das Hotel und standen auf einer belebten Marktstraße. Nach Yushu kommen offenbar nicht allzu viele Ausländer, denn wir hatten recht schnell eine kleine Menschentraube um uns. Darunter ein Lehrer und ein paar seiner Schüler auf Exkursion, mit denen wir uns anfreundeten und die uns Yushu zeigen wollten. Bevor sie mit uns auf einen Hügel bei der Stadt kletterten, wollten wir noch etwas essen. Sie luden uns ein tibetisches Restaurant ein, in dem wir Reissuppe, Glasnudeln und Buttertee probierten. Die Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft hier hätte ich nicht erwartet.

Nach dem Essen erklommen wir schnaufend den Hügel und hatten eine unglaubliche Aussicht auf die Stadt und das Tal. Der Abstieg war weniger anstrengend und unten verabscheideten wir uns von der kleinen Gruppe. Wir wollten versuchen den Busbahnhof für die weitere Reise nach Sichuan zu finden. Der ist allerdings ein Anderer als der, an dem wir nachts ankamen und noch weit vor der Stadt gelegen und so erkundeten wir lieber zwei Märkte und gingen zurück ins Hotel.  Die Stadt ist wunderschön und wurde zum Glück nicht als seelenloses Beton- und Plattenbaughetto wieder aufgebaut. Einzig auffällig und ein bisschen nervig sind die vielen Bettler und bettelnden Kinder, die einen ziemlich penetrant verfolgen. Gäbe man jedem einen Kuai wäre man am Abend sicher 50¥ los.

Panorama in voller Auflösung