dridde bloggt. manchmal.

17.02.2015 Mysore nach Kannur

Wirklich gut schlafen konnte man im Schullandheim nicht. Die erste Nacht war eine Schulklasse, geschätzt waren sie alle um die 10, einquartiert, die gegen 5:30 anfingen Lärm zu machen. Lärm, der einen senkrecht im Bett stehen lässt (Be Silent, anyone?), was kein Spaß ist, wenn man erst gegen 2 zum schlafen kommt, weil vorher die vielleicht wilden, vielleicht aber auch zum Hostel gehörenden Hunde irgendwelche Meinungsverschiedenheiten ausdiskutieren. Diesmal war es etwas länger ruhig, erst gegen 6:30 wurde es laut. Wir standen gegen 8 auf, Frühstück gab’s eh keins vor Ort, duschten und machten uns gegen 10 Uhr auf den Weg zur Busstation.

Uns wurde gestern gesagt, Tickets reservieren geht nicht, einfach hinkommen, einsteigen und im Bus zahlen. Der Bus fuhr gute 6h, war unklimatisiert aber dafür ziemlich günstig. Gegen 18Uhr kamen wir in Kannur, direkt an der Küste gelegen, an. Leider hatten wir immer noch keine indischen SIM-Karten, kein Internet und waren so ein wenig planlos. Die Unterkünfte aus den Reiseführern waren nicht so leicht zu finden und die Hotels an denen wir auf unserem Weg durch die Stadt vorbeikamen waren entweder voll belegt oder wollten 1500 Rupien für ein Zimmer ohne Klimaanlage. Laut Reiseführern sollte so etwas um die 500 Rupien kosten.

Schlussendlich landeten wir nach gut 4km Fußmarsch im Hotel Meridian Palace und zahlten 844 Rupien für ein unklimatisiertes Zimmer ohne WiFi. Also wieder kein Internet. Der Tag war quasi schon gelaufen, wir waren müde und verschwitzt, also duschten wir und suchten uns etwas zu Essen.

Exkurs indische SIM-Karten: In Indien kann man nicht einfach irgendwo hingehen und eine Prepaid-SIM kaufen. Als Ausländer braucht man Passbilder, eine Kopie des Reisepasses, eine Adresse im jeweiligen Bundesstaat und einen Einwohner des jeweiligen Bundesstaates, der quasi für einen bürgt und je nach Laune der Mobilfunkmitarbeiter ein Formular mit Name und Wohnanschrift ausgefüllt haben oder persönlich anwesend sein muss. Nebenbei muss man selbst noch ein Formular ausfüllen. Die SIM bekommt man mit, sie funktioniert aber noch nicht. Irgendwann binnen eines Tages wir sie dann aktiviert und man kommt ins Handynetz, kann aber noch nichts machen. Dann ruft man in einem Callcenter an und muss dort die Angaben des Formulars noch einmal aufsagen und bestätigen. Bustickets kaufen kann ohne indische Mobilnummer – man muss eine Telefonnummer angeben – auch in Diskussionen ausarten. Die SIM gelten jeweils für den Bundesstaat in dem sie gekauft wurden, man kann in anderen Bundesstaaten aber roamen. Es gibt mehrere “Konten” auf der SIM-Karte: Gesprächsguthaben, 2G Datenguthaben, 3G Datenguthaben und “airtel Money”. Das größte Problem ist für einen Ausländer natürlich einen Einheimischen aufzutreiben. Unsere Hosts aus Bengalore boten uns zwar Hilfe an, als wir in Bengalore waren, war allerdings Wochenende und nun waren wir nicht mehr in Karnataka sondern in Kerala.

16.02.2015 Mysore

Alle, denen wir erzählten, dass wir nach Mysore fahren sagten, wir sollten uns den Palast angucken, also stand der ganz oben auf unserer Liste. Wir machten uns mit dem Bus auf den Weg, stiegen beim Palast aus und suchten den Eingang. Bzw wir standen am Osttor uns hatten einen guten Blick auf das Hautgebäude. Eine kleine indische Familie wurde durch ein Seitentor eingelassen, wir wurden aber wieder weggeschickt, das wäre kein Eingang. Also zum Südtor und dort erst einmal gefrühstückt. Der Eintritt in den Palast kostete 200 Rupien pro Ausländer, für Inder nur 50.

Beim reingehen in den Palasthof wurden die Taschen durchleuchtet aber niemand interessierte sich für die Tickets. Wir liefen dann etwas planlos herum – Schilder oder Lagepläne gab es keine. Schlussendlich fanden wir eins, das auf ein Palast Museum hinwies und sagte, dort müsse man noch einmal 280 Rupien bezahlen. Das war uns dann zu viel. Die 200 Rupien Eintritt sind der Tatsächliche Eintritt in den Palast, der Eingang ist nur quasi gar nicht beschriftet und als wir zufällig reingehen wollten wurden wir nicht nach Tickets gefragt sondern gleich wieder weggeschickt. Irgendwie war im Palastbesuch der Wurm drin. Schlussendlich sahen wir ihn uns dann von außen an und beschlossen, gar nicht mehr reinzuwollen.

Ein bisschen angefressen ging es dann Richtung Busstation und daran vorbei zu einem alten, geschäftigen Markt, dem Devaraja Markt. In einer der Seitengassen fanden wir ein kleines muslimisches Restaurant und bekamen für wenig Geld viel leckeres Essen, während von einer nahegelegenen Moschee zum Gebet gerufen wurde. Den Markt erkundeten wir noch eine Weile und um ehrlich zu sein war er zwar schön, aber die vielen Menschen, das Gewimmel, das ständige abwehren von Verkaufsangeboten und der krasse Verkehr schlauchten ziemlich.

Nachdem wir den Markt verlassen hatten ging es zu unserer letzten Station, Chamundi Hill. Ein Hügel direkt bei der Stadt, oben ist eine Tempel und eine Pilgerstätte, zu der es 1000 Stufen zu erklimmen gilt, ein kleiner Markt und ein fantastischer Ausblick über Mysore. Wir nahmen allerdings nicht die Treppe sondern den Bus 201 zum Gipfel – obacht, es gibt Klimatisierte und unklimatisierte Busse, der klimatisierte ist schon ziemlich teuer. Oben sahen wir den ziemlich überlaufenen Tempel, setzten uns in den Schatten eines Baumes und machten uns etwas später auf den Rückweg – die 1000 Stufen bergab. Unten ignorierten wir die lauernden Rickshawfahrer, die Affen ignorierten uns und wir fuhren mit dem Bus zurück ins Hostel.

Es waren ein paar Deutsche dort mit denen wir uns unterhielten und deren Reiseführer wir uns borgten. Bevor wir 23Uhr wieder ins Bett geschickt wurden, entschieden wir uns dazu, Kalpetta und Wayanad sein zu lassen. Eigentlich wollten wir dort wandern gehen, da die Natur schön sein soll, wir lasen aber, dass es nur noch teure Jeeptouren und geführte Wanderungen gibt und man alleine gar nicht mehr in den Wildpark reinkommt. Dann lieber was anderes. Also beschlossen wir, nach Kannur zu fahren.

15.02.2015 Bangalore nach Mysore

Wir waren eigentlich für 10Uhr mit einem unserer Hosts für eine Nachbarschaftstour verabredet, schlussendlich kamen wir aber nach Sachen packen und aussortieren, aus dem Zimmer auschecken etc erst um 11 los. Wir liefen ein wenig durch die Nachbarschaft, über Märkte, an Tempeln vorbei und erfuhren nebenbei von Erzählungen über Indien und Religion. Es war unglaublich leer in den Straßen, vor allem, da ja eigentlich Sonntag war. Das lag vor allem am Cricketspiel Indien gegen Pakistan, das an diesem Tag bei der Weltmeisterschaft ausgetragen wurde. Gegen 15Uhr waren wir zurück in der Unterkunft und hatten dann noch gut 30 Minuten, bis unser Taxi zum Bus-Stand fuhr. Wir packten noch mehr warme Sachen aus und ließen die gekauften Bücher und Gewürze in Bangalore, da wir am 25.2. eh wieder dort an- und unterkommen würden.

Wir nahmen den Bus – einen klimatisierten Volvo – der uns nach Mysore fahren sollte. Offensichtlich hatte uns der Travel Agent beschissen, als er meinte, es seien nur noch Plätze im klimatisierten Bus frei. Neben dem standen nämlich 5 unklimatisierte Busse die alle auch nach Mysore fuhren und für die Menschen direkt vor Ort noch Tickets kauften. Der Bus war sauber und gepflegt, die Rückenlehnen der Sitze gingen nur Absurd weit herrunter, so dass mir mein Vordermann quasi auf dem Schoß lag. Nachdem ich ihn einmal kurz angeschnautzt hatte – er lag mit Laptop auf dem Schoß (er schaute Bollywoodfilme von seiner Festplatte in seinem Browser, hatte die Augen geschlossen und hörte Musik) – stellte er sie wenigsten etwas hoch, so dass ich Platz für meine Knie hatte.

In Mysore angekommen nahmen wir eine Autorickshaw zum Hostel – ein international Youth Hostel – und waren ein wenig überrascht, da es doch *etwas* von der Beschreibung im Lonely Planet abwich. Das Gebäude versprühte den Charme der – naja, bestenfalls 80er Jahre und erinnerte ein wenig an ein Schullandheim. Das Gefühl bestätigte sich dann mit all den Regeln, verboten und Aufsichtspersonal, das mürrisch guckt, wenn man nur daran denkt die Regeln zu verletzen. Alles war ein bisschen entmündigend (eigentlich ab 23Uhr Bettruhe und Licht aus, Frühstück bis 8 heißes Wasser bis 9, Tagsüber alles abgeschlossen, wer zu spät kommt zahlt Strafe, Karten spielen, singen, Instrumente, elektronische Gadgets, alles verboten…) und streng. Tja, regierungsbetrieben.