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Techniktagebuch: Messaginghubs

1998 vs. 2015

Ende der 1990er Jahre, als das Internet immer mehr Verbreitung in Privathaushalten fand und man dank ISDN, den ersten langsamen DSL-Anschlüssen und Flatrates ganze Abende mit seinem Desktoprechner online sein konnte, kamen immer mehr Instant Messenger auf. zu den beliebtesten zählten ICQ (1996), AIM (1997) und MSN (1999). Jabber bzw. XMPP war noch nicht erfunden, immerhin gab es aber schon IRC.

Durch Communities und gemeinsame Aktivitäten (die ersten Onlinespiele wie Quake 3 Arena, Half-Life erschienen) lernte man online Menschen kennen und hatte so ziemlich schnell Kontakte in vielen verschiedenen Instant Messaging Diensten. Viele Menschen nutzen nur ihren “Heimatdienst”, einige Nutzer hatten aber in allen gängigen Diensten einen Account und deren Clients installiert. So entstanden Nachrichten-Hubs, die manuell die Dienstgrenzen überwanden, um Verabredungen, Online-Matches etc. zu organisieren. (Erst ein paar Jahre später sollte dies durch XMPP-Transports automatisiert werden). Im Jahr 2000 entstanden “Multimessenger” wie Trillian oder Miranda IM, die zumindest die Installation diverser Clients ersparte. Durch Protokolle wie OTR (2004) wurde es ein paar Jahre später später auch möglich, clientunabhängig verschlüsselt zu kommunizieren.

2015 ist die Situation ähnlich wie 1999, vielleicht sogar schlimmer. Für Smartphones gibt es eine Vielzahl an “Textnachrichtendiensten”, die zwar auf verschiedenen Plattformen laufen, aber untereinander nicht interoperabel sind. Verschlüsselung implementiert jeder Dienst selbst und unterschiedlich. Verschiedene Freundeskreise sind in verschiedenen Messengern zu finden, manchmal wird der Dienst gewechselt und es gibt inaktive Accountleichen, die aber nicht ohne weiteres zu erkennen sind. Es gibt keinen “Onlinestatus” wie bei den früheren Instant Messengern auf dem PC. Nutzt man den nicht mehr angesagten Dienst zur Kontaktaufnahme, wird die Nachricht im Zweifel einfach nicht zugestellt.

Ich fühle mich wieder ein bisschen als Kontakthub und habe aktuell 12 Messenger installiert. Dazu kommen noch einige andere Apps, die auch Nachrichten zwischen Nutzern verschicken können, sowie E-Mail.

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Vielleicht entwickelt es sich auch hier in die Richtung untereinander kompatibler Multimessenger mit einheitlichem Cryptostandard. (Hier habt ihr es zuerst gelesen!)

Zuerst erschienen im Techniktagebuch.

März 2015 – Abschied

Geografisch:
Einmal mehr in Beijing. Am Flughafen grüß man mich bestimmt bald. 5 Ein- und Ausreisestempel aus China gesammelt. In 6 Monaten.
Wandern auf der Großen/Langen/Chinesischen Mauer.
Am Moskauer Flughafen Gate-Suche gespielt.
Berlin – wieder zuhause. Fühlt sich dennoch fremd an.

March_15__2015_at_0201PM_Moskau__8_C__die_Frisur_sitzt. March_14__2015_at_1050AM_Gro_e_Mauer_ist_gro_.

Für den Kopf:
Daron Acemoglu – Why Nations Fail. Zuendegelesen. Zog sich ganz schön und wiederholte sich oft. Die Beispiele waren durchaus interessant und gaben geschichtliche Einblicke, die einem mit deutschem Geschichtsunterricht sonst fehlen. Der These des Buches würde ich nicht vorbehaltlos zustimmen. Kein Must Read, aber auch keine verschwendete Zeit.

Für die Augen:
Hysteria – Ich mag Maggie Gyllenhaal einfach. Der Film ist auch sonst durchaus unterhaltsam.

Für die Ohren:
Musik fast gar nicht. Im Flugzeug und auf Arbeit ein bisschen was.
Viele Podcasts; diverse Folgen Fernostwärts, Picknick am Wegesrand, Leitmotiv und viele Stunden Monocle 24 Sendungen nachgehört.

Für die Zunge:
Endlich wieder Chinese Streetfood
Pssst. Pekingente.
Burger und Craft Bier in Beijing.
Gewürzte Tofu-Stangen-Dinger. Sollte es bei uns auch geben.
Sehr gute Cocktails im BBC.
Mensaessen an der Tsinghua Universität.
In Berlin Burger und Pizza.
Eismanufaktur-Eis in Rixdorf
Beim Inder gewesen. Ist auch lecker, aber einfach nicht das wie vor Ort.
Chinesisches Bier, koreanisches Bier, deutsches Bier.
Nicht ganz so geiler, selbstgemachter Reis mit Tomate und Ei.
15T beim Zweitasiaten.

March_03__2015_at_0130PM_Einmal_Vollfressen_aus_dem_Trog_bitte.___chinesefoodporn March_08__2015_at_0918AM_Let_s_see_if_the_burgers_are_as_good_as_the_beer.___sorrynils
March_11__2015_at_0942AM_Feierabend_chillen_mit_Sonne_und_Mangosmoothie

Persönlich & gelernt:
Radfahren in Beijing ist Manchmal gar nicht so einfach.
我不会講中文
Deutsches Exportbier in China ist von merkwürdigen Brauereien und nur Weizen oder Schwarzbier.
Aeroflot ist streng, was Kindle lesen bei Start und Landung angeht.
Ferienflieger aus Thailand sollte man vermeiden. (Warum fliegen die auch über Moskau nach Berlin?)
Ein Gate am Flughafen kann sich binnen 4 Stunden 10 mal ändern.
Es braucht ca. 6 Wochen Auszeit, um wieder Spaß am Programmieren zu finden und einfach mal wieder rumzuprobieren.
Grippe ist doof. Und kann mich 2 Wochen umhauen, dass fast gar nichts geht außer schlafen und frieren.
Auf Arbeit hat sich nichts (zum positiven) verändert.
Beim auspacken der Umzugskisten, in denen ich Zeug verstaut hatte gemerkt: Ich habe zu viel Kram.
Vermissen geht schnell. Viel zu schnell.
Fernweh kommt schnell wieder.

March_04__2015_at_0647AM_Spring_time_in_Beijing.March_11__2015_at_0606AM_Eine_kleine_Auswahl_deutscher_Biere_im_chinesischen_Supermarkt.  March_13__2015_at_0251PM_Good_gin_and_ginger._3 March_13__2015_at_0757AM_Gar_nicht_mal_so_schlecht.

neue Pläne:
re:publica 2015
Vielleicht wieder auf den Hedonistischen Weltkongress.
Ab Herbst dann wohl öfter mal nach England.
Die MZ verkaufen.
Die XT reparieren.

14.03.2015 Darauf habt ihr doch gewartet!

Am Samstag, meinem letzten Tag in China für… zumindest wohl ne ganze Weile… ging es dann doch endlich noch zur Großen Mauer. Wenn man nicht zu einem der für Touristen aufbereiteten Mauerabschnitte möchte – Spoiler: wir wollten nicht – ist das gar nicht so einfach, dort hinzukommen.Wir entschieden uns für ein Stück Mauer bei Huánghuā. Vor Ort konnte man sich entscheiden, ob man nach links läuft – ein etwas längeres Stück unrestaurierte Mauer, die im nächsten Dorf an einem kleinen Stausee endet (der Lonely Planet sagt, 2h zu Fuß, Menschen aus dem Internet sagten 3,5h) oder nach rechts, ein restauriertes aber steiles Stück für knapp 1h.

Hinkommen ist gar nicht so leicht und ohne Chinesischkenntnisse vermutlich teurer und noch nerviger. Wir nahmen einen Bus von Dongzhimen und fuhren fast 1,5h nach “draußen”, waren aber immer noch in Beijing. Dort sollten und wollten wir an einer Haltestelle aussteigen, die es laut Busfahrer gar nicht gibt. Er hielt dafür gut 1km weiter an einer Haltestelle, an der wir sofort aggressiv von Locals mit “Autotouren zur Großen Mauer” belagert wurden. Wir liefen aber zurück zu der Straße in der die Haltestelle eigentlich sein sollte und fanden sie dort und die Haltestelle unseres Anschlussbusses. Der fuhr uns noch einmal gut 1,5h weiter nach draußen bis zu unserem Startdorf. Dorthin rauszukommen sollte eigentlich nur 2,5h dauern, wir brauchten mit U-Bahn und Bussen insgesamt fast 4 Stunden und waren dann nicht 12Uhr wie geplant sondern erst 14Uhr dort.Wir entschieden uns trotzdem für das längere Stück und machten uns auf den Fußweg. Unrestaurierte Mauer heißt, überwuchert, eingefallen, auch mal klettern und über 10 Meter Abhang hängen. Alles in allem ein großer Spaß und wir brauchten schlussendlich trotz einiger Pausen und ein bisschen krank sein weniger als 2 Stunden bis zum Damm.

Das finden des Abstiegs war nicht so einfach, die Mauer hört nämlich einfach auf und man muss etwas davor einen Abstieg wählen. Im Dorf suchten wir dann den Bus, der zurück fahren sollte. Das war nicht so einfach, es gibt keine Bushaltestelle, der Bus fährt einmal stündlich und von einem Parkplatz ab und wir hatten gerade einen knapp verpasst. Wir liefen durch’s Dorf – es bestand nur auch (geschlossenen) Restaurants und Souvenirständen – und setzten uns in das eine offene Restaurant, das wir fanden. Die Bedienung war etwas langsam und wir fragten freundlich, ob sie sich beeilen könnten, damit wir den nächsten Bus noch bekommen. Das hörten ein paar Chinesen am Nachbartisch und meinten, wir sollten uns nicht stressen, sie müssten auch nach Beijing und würden uns gerne mitnehmen. Also wurden wir schlussendlich recht bequem mit dem Auto zurück nach Beijing gefahren und brauchten so für den Rückweg nur knapp 1,5h.