26.01.2015 Ein völlig absurder Tag in Yushu
Heute sollte es zum Wencheng Tempel gehen, der ein paar Minuten mit dem Taxi vor der Stadt liegt. Der Lehrer von gestern bot an uns zu helfen und einen Fahrer zu organisieren bzw. selbst mitzukommen. Wir hatten uns lose mit ihm verabredet und trafen uns gegen 10:30 Uhr mit ihm. Aber anders als erwartet ging es nicht gleich los zum Tempel sondern in seine beiden Schulen. Beide Schulen, eine Middle- und eine High-School, waren in nicht wirklich fertigen Gebäuden untergebracht. Es fehlten Treppengeländer, Bodenbeläge und manchmal Fenster. Heizungen sind hier – trotz der Kälte im Winter – nicht wirklich verbreitet, die Schüler saßen mit Jacke im Unterricht und einige Räume wurden mit Heizstrahlern beheizt. Die Klassen waren so voll, dass zum Teil die Türen nicht ganz aufgingen, weil sie an die Schulbänke stießen. Wir besuchten einige Klassen und versuchten uns ein bisschen in Konversation mit den Englischklassen. Es traute sich von den Schülern aber niemand so wirklich, vor allen anderen Englisch zu sprechen. Die Hofpause verbrachten wir noch in der Schule, dann wurden wir mit Essen versorgt bis zum Wencheng Tempel gefahren. Zwei der Lehrer begleiteten uns und zeigten uns die Gegend. Wir kletterten auf einen Berg beim Tempel und sahen Unmengen Gebetsfahnen, Mantras und Pilger.
Der Tempel war im Vergleich zu den Klöstern sehr unspektakulär, aber wohl einer der ältesten Tempel die wir bisher sahen und daher dennoch beeindruckend. Als wir uns gegen 13 Uhr auf den Rückweg machten, dachten wir eigentlich, dass wir in der Stadt abgesetzt werden, stattdessen ging es aber zu den Eltern des Lehrers wo wir schon wieder zum Essen eingeladen wurden. Es gab Yak, viele Sorten Gemüse, Reis und wieder Buttertee. Danach wurde die jüngere Schwester beauftragt, sich um uns zu kümmern, uns die Stadt zu zeigen und uns bei unserer Weiterfahrt nach Ganzi zu helfen. Die Schwester ist buddhistische Nonne oder Novizin und studiert in einem Kloster ca. 5 Autostunden von Ganzi entfernt, war aber vorher im Jiegu Si Kloster in Yushu, das sie uns geduldig zeigte und all unsere Fotopausen gelassen hinnahm. Dem Kloster merkt man das Erdbeben noch am meisten an, hier stehen noch Zelte und Notunterkünfte, die Zeremonien finden in einem provisorischen Saal statt. Auf dem Berg wird am Kloster und an neuen Wohnungen gebaut, beides ist aber noch nicht bezugsfertig.
Nachdem wir vom Klosterberg wieder in die Stadt gelaufen waren fuhren wir mit ihr noch zur Mani Mauer, einer Pilgerstätte, die aus abertausenden Steinen mit eingeritzten Mantras besteht und von Pilgern mehrfach umrundet wird. An diesem Tag waren wir dort vermutlich die größte Attraktion und zogen immer eine kleine Schar an Kindern hinter uns her und wurden dutzende Male fotografiert.
Zurück bekamen wir kein Taxi und mussten mit einem privaten Fahrer vorlieb nehmen. Der dringenste Punkt auf der ToDo Liste war noch eine Bank suchen, die internationale Karten akzeptiert und uns mit neuem Geld versorgen. Leider ist der Wechselkurs in den letzten Tagen immer schlechter geworden und wir klapperten 5 Banken ab, bis ein ATM unsere Visa-Karten akzeptierte. In den nächsten Tagen geht es noch mehr ins ländliche, dafür muss unser Bargeld reichen. War ich gestern schon völlig überrascht von der Gastfreundschaft, wurde das heute noch deutlich getoppt. Wir wurden den ganzen Tag eingeladen, herum gefahren und herumgeführt. Wenigstens zum Abend hin konnten wir uns ein bisschen revanchieren und das Abendessen selbst bezahlen.
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