dridde bloggt. manchmal.

Die schwarze Wanderbaustelle (2)

Da ich vor Kroatien nur eine kurze Probefahrt machte und das mein erstes fahrfähig gekauftes, gebrauchtes Motorrad war, aber ich vermutlich viel vergessen, viel nicht angesehen und vieles nicht einschätzen können. Wie auch, ohne Erfahrungswerte. Meine beiden Begleiter waren auch eher wortkarg und an ihrer Expertise bezüglich Gebrauchtmotorrädern ließen sie mich auch nicht wirklich teilhaben.

Immerhin fuhr die Kiste ordentlich und brachte mich ohne nennenswerte Ausfälle durch den Kroatienurlaub. Einmal hab ich die XT hingeschmissen und mir dabei einen Lenkerhalter verbogen. Den konnte ich aber recht preisgünstig wieder ersetzen. Dazu musste auch nicht wirklich viel geschraubt werden.

Zurück in Berlin dachte ich, ich mache mal die üblichen Routinesachen, Öl und Luftfilterwechsel, neue Zündkerze, nix wildes. Dabei stellte sich dann raus, Luftfilter hatte sie gar nicht, der kroatische Offroaddreck ging schön ungefiltert in den Motor. Na Danke. Ölfilter war auch schon antik und einer der O-Ringe am Ölfilterdeckel fehlte. Die Zündkerze war ziemlich fest und mangels passendem Zündkerzenschlüssel konnte ich sie erstmal nicht wechseln. Was ich außerdem noch wusste, war ein kaputter Sitzbankbezug, eine Hitzbedingte verformung der Frontmaske und ein paar fehlende Befestigungsschrauben hier und dort.

Außerdem waren alle lackierten Teile ohne Sinn und Verstand überlackiert, sogar die Sitzbank. Welche Farbe die XT Original hatte habe ich bis heute nicht raus. Einige Verkleidungsteile sind aus blauer Plastik, einige aus weißer. Der Rahmen scheint mal rot gewesen zu sein, unter dem Rot ist aber auch eine Schicht blau. Zwischenzeitlich waren einige Teile wie der Tank und die Frontverkleidung auch mal orange. Trotzdem tippe ich auf eine rot/weiße XT.

Da außerdem 2013 der TÜV anstand, hatte ich die XT auch einmal kurz zum durchchecken bei Fuhrmann, der mir dann eine schon ziemlich lange Mängelliste gab, mit vielen kleineren Sachen. Das fing bei Mischbereifung, abgefahrenem Hinterreifen, verbogenem Bremshebel an und hörte bei verschlissenem Kettenkit, einer Bremsscheibe am Lebensende oder verschlissenen Ruckdämpfern auf. Der Rat vom Meister war, hau die Kiste weg und kauf dir bei uns was schönes Neues. Gut, klar, er wollte sie mir madig rechnen und lieber Umsatz machen. Aber kurz bei Kedo geguckt, so schlimm und teuer wie er sagte, war das alles gar nicht und vieles davon war selbst zu machen. Erstmal war aber Winter und in der Garage war es zu kalt zum schrauben. Da aber die nasse Jahreszeit kam, habe ich wenigstens die Sitzbank mal neu bezogen.

Ich bin ja ein Ganzjahresfahrer, aber im Februar war erstmal Schluss mit Mopped fahren. Es stank irgendwie nach Benzin und morgens war so eine verdächtige Pfütze unterm Motor. Da es zum Glück nicht vom Motor kam, habe ich am Wochenende drauf mal den Tank ausgebaut und wäre ja fast vom Glauben an den Schaubergott abgefallen. Auf dem Tank sind 4 “Ösen” angeschweißt, die ein Gewinde für die Verkleidungsschrauben haben. Eine davon war wohl mal angerissen. Und einer der Vorbesitzer hat tatsächlich den Tank “repariert”, indem er ein Loch reingebohrt und zwei Nieten durchgeballert hat?! Da die Nieten wohl nicht dicht waren, hat er drumherum ordentlich Bad-Silikon geschmiert. Das ist aber nicht benzinfest und hatte sich dann wohl über den Winter aufgelöst. Ganz großartig…

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Da ich keine Flickschusterei betreiben wollte, musste ich also irgendjemanden finden, der mir diese Öse wieder an den Tank schweißen kann. Und will. Das wollen war dabei das größere Problem. Ich habe ein wenig herumtelefoniert und war in ein paar Karosseriebuden. Die Schweißer dort meinten, das wäre alles an sich kein Problem, dürften sie aber nicht machen, weil sie den Tank für’s Schweißen mit Gas füllen müssten, damit nix explodiert. Und die Anlage dafür hatte niemand. Ich war auch noch bei Gabor’s MZ Laden, da der ja an alten MZs rumschraubt und da sicher auch mal Tanks auszubessern sind. Der hat mich dann an die Motormänner verwiesen. Da hätten sie das aber nur hartgelötet und waren von der Idee an sich auch nicht so begeistert. Jemand gab mir noch eine Adresse von einer Firma die auf Tankreparaturen spezialisiert ist, dazu hätte ich den Tank aber munter durch halb Deutschland schicken müssen. Ich war schon kurz davor das wieder zu nieten und Epoxidharz draufzukippen, das ist wenigstens benzinfest. Da ein alter, rostiger und verbeulter Tank auf Ebay gerade für 130€ wegging war ich notgedrungen bereit gut 150€ für die Reparatur zu investieren. Aber niemand wollte mein Geld.

Durch Zufall kam das Thema Abends nach einem Kletterevent in einer Bar zur Sprache und dann hieß es nur kurz “Ja, kein Ding, schweiße ich dir. Der Tank steht ja schon wochenlang leer rum und ist gut durchgelüftet, oder? Dann explodiert da auch nix mehr”. Zwei Wochen später hatte ich den geschweißten und dichten Tank wieder zuhause liegen und musste nur noch Rostschutzgrund und schwarze Farbe auf die Schweißstellen machen. Da ich zwischenzeitlich noch einen familiären Notfall hatte, wurde mir der Tank sogar nach Hause gebracht. Ich bin Volker, den ich seit dem nicht wieder gesehen habe, wirklich immer noch unglaublich dankbar.

Mit repariertem Tank dann die XT wieder zusammengeschraubt und ich konnte weiter fahren. Bis dann im Mai der TÜV fällig war, den ich vor der geplanten Schwedenreise im Juni noch neu brauchte. Das ist aber Stoff für Teil 3.

2 Comments

  1. erlehmann says:

    Meinten Sie „Bus-Stelle“ ? ;)

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