dridde bloggt. manchmal.

Rimini Protokoll: 50 Aktenkilometer via Radio Aporee

Nachdem dieser Blogpost schon seit gut 7 Monaten unfertig hier herumliegt stand ich vor der Entscheidung, weiter schreiben, ihn veröffentlichen wie er ist oder einfach löschen. Da ich gerade bei meinen Eltern sitze und es hier neuerdings WLAN gibt, ich also nicht mehr via GPRS Internetfetzen konsumieren muss, kann ich noch ein paar Sachen ändern und ihn dann einfach raushauen. Allzu detailliert und fertig ist es nicht, aber vielleicht interessant genug für einige.

Also, Rimini Protokol: 50 Aktenkilometer.

Rimini Protokoll ist erst einmal das Projekt dreier verschiedener Künstler, die Theaterstücke, Hörspiele und noch einiges andere machen. 2011 haben sie in zusammenarbeit mit Deutschlandradio ein Hörspiel produziert, das man sich in Berlin Mitte quasi erlaufen musste. Im Mai und Juni 2011 konnte man sich nachmittags  Geräte ausleihen, mit denen man durch Mitte laufen konnte und abhängig von Position entweder ein “Grundrauschen” oder ein kurzes Hörstück, Obervationsberichte aus Stasiakten oder Zeitzeugenberichte zu hören bekam. In der kurzen Zeit konnte man nicht wirklich alles schaffen, außerdem hatte ich durch die Arbeit auch keine Chance, das damals wirklich mitzumachen. Sie empfahlen damals eine Laufzeit von 2-4 Stunden, Audiomaterial gibt es für ca 22 Stunden.

Umso mehr freute ich mich, als nach Ende des Projekts nicht einfach alles in irgendeinem Archiv verschwand. Mit der Android App Radio Aporee kann man die Tour auch heute machen, ein Smartphone und im Idealfall Kopfhörer genügen. Das Smartphone zeigt eine Karte und an Stellen, für die es ein Audiofragment gibt, ist eine Markierung. Geht man in den entsprechenden Bereich, wird das Fragment abgespielt. Dabei haben die meisten Fragmente einen Bezug zu der Umgebung, in der man sie hört. Falls man keinen ausreichenden Datentarif hat, oder einfach nicht unterwegs die insgesamt rund 700MB an mp3 Dateien ziehen möchte, kann die App sie vorher runterladen und auf dem Telefonspeicher ablegen.

Ich habe mir die App im Herbst 2011 auf meinem Milestone installiert und habe mit einer Freundin angefangen, einige Punkte am und um den Alex abgelaufen. Zu zweit ist das nicht sonderlich bequem, da der Lautsprecher zu leise war und wir uns so ein Headset teilten. Es war manchmal ein wenig nervig, an der exakten Stelle stehen beleiben zu müssen, um das Stück komplett zu hören. Auch sollte man erwähnen, dass das ganze ein ziemlicher Akkukiller ist, da die ganze Zeit das GPS aktiviert sein muss und man das Display nicht ausschalten darf. Dann stoppt die App nämlich mit der Wiedergabe. Wir waren etwa 3 Stunden unterwegs und schafften ein paar Punkte, aber nicht einmal ein zwanzigstel der Punkte. Dann waren wir müde und das Handyakku auch schon recht leer. Einige Punkte überschneiden sich auch, so dass die App manchmal zwischen den Fragmenten wechselte.
Im Februar, März und April 2012 zog ich dann noch einmal selbst los und lief oder fuhr mit dem Fahrrad fast alle Punkte ab.

Wem das zu stressig ist, der kann auf der Radio Aporee Seite die einzelnen Fragmente auch auf der Karte anklicken und anhören, ganz ohne Laufen. Meiner Meinung nach lohnt es sich auf jeden Fall, selbst wenn man alle Dateien via App herunterlädt und sie der Reihe nach anhört. Einige Fragmente sind beklemmend, bei anderen könnte man fast drüber lachen, wenn keine Schicksale dran hängen würden.