dridde bloggt. manchmal.

Motherfucking Space Nazis from the Moon

Dieses Jahr war ich faul. So faul, dass ich keine Lust hatte, mich um Berlinalekarten zu schlagen oder auch nur das Programm vollständig zu lesen. Was es aber trotzdem Mitte Januar über meine Wahrnehmungsschwelle schaffte, war die Ankündigung, Iron Sky wäre endlich fertig und würde auf der Berlinale Premiere haben. Finnen machen einen Film über Motherfucking Space Nazis und die Premiere ist in Berlin? Es gäbe keinen besseren Ort dafür, vor allem, da ich zu keinem anderen Ort fahren würde.

Auf Iron Sky warte ich seit gut 5 Jahren. Seit mir vor gut 6 Jahren Star Wreck: In the Pirkinning über den Weg lief. Ein Film einer bekloppten Bande Finnen, der so gut wie ohne Budget entstand, dafür aber beeindruckende CGI hatte. Außerdem schien die abstruse Handlung nur um die (vermutlich durch eine ungesunde Kombination von Finlandia Vodka und Dampfsaunen entstandende) Idee zu kreisen, was wäre wenn die Raumschiffe aus Babylon5 auf die aus Star Trek treffen? Das ganze garniert mit Seitenhieben auf das typische Storytelling beider Serien. Das ganze wirkte erfrischender als der SciFi-Weitpinkelwettbewerb zwischen Star Trek und Star Wars.
Star Wreck konnte man damals noch kostenlos aus dem Netz laden (hier geht das auch jetzt noch) und irgendwann kündigten die Finnen einen zweiten Film an. Größer Produziert, mit einem größeren Budget, aber wieder um eine recht Abstruse Idee kreisend “Was wäre, wenn die Nazis mit Reichsflugscheiben zum Mond geflohen wären und jetzt zurückkommen?”.

Und sie kamen zurück, mit Anlauf. Nach kurzem Vorgeplänkel irgendeines Anzugträgers und des Regisseurs Timo Vuorensola startete der Film. Der Start wirkte wie aus einem modernen Computerspiel, bevor es losgeht nerven dutzende Logos. Das Setting ist schnell runtergerissen. Nazis fliehen zum Mond und bauen dort einen Stützpunkt auf, bauen ein paar Panzerufos, Zeppelinträger und geheime Superwaffen, die nicht ganz so einsatzbereit sind. Nebenbei machen sie ein paar erstaunliche Fortschritte in der Technik, verpassen aber ein paar wichtige wie die Erfindung des Transistors. Nachdem eine amerikanische Mondmission ganz in der Nähe ihrer Basis “Schwarze Sonne” und ihrer Helium-3 Mine landet, glauben sie, dass eine Invasion von der Erde bevorsteht und bereiten sich zum Präventivschlag vor.

Zur Story will ich nicht allzu viele Worte verlieren, sie ist nicht allzu unvorhersehbar, bietet aber trotzdem ein paar überraschende Twists und großartige Lacher. An einigen Stellen lachte und applaudierte der ganze Saal. Zum Ende hin wird es auch nicht allzu moralinsauer, was vielleicht wieder dem Finlandia zu verdanken ist, und alle bekommen ihr Fett weg.
Ansonsten bietet der Film alles, was man so für eine Science-Fiction-Kommödie so braucht. Einen leicht senilen, gealterten Mondführer, einen jungen designierten Nachfolger, der an die Macht will, verrückte Wissenschaftler, eine schöne Wissenschaftlertocher die den Führer-to-be zurückweist, eine durchgeknallte us-amerikanische Präsidentin, rachsüchtige Geliebte, Situationskomik, Explosionen, Logikfehler und Plotholes , groß genug um die Götterdämmerung darin zu verstecken.

Der Film wurde auf Englisch gezeigt, die Mondnazis sprachen zum Großteil Deutsch, was Englisch untertitelt wurde. Da die Deutschen alle von deutschen Schauspielern gespielt worden, klang das auch vernünftig und wirkte stimmig. Ob das in der deutschen Fassung auch noch so ist wird sich zeigen. Zur filmtechnischen Umsetzung kann ich als Laie kaum etwas sagen, sah aber solide aus und die Außenszenen in New York wirkten nicht steril. Die CGI war wie erwartet wieder hervorragend, das vergleichsweise kleine Bugdet fiel bei der Tricktechnik zumindest nicht auf. Nur an einigen Stellen sah man einen Rand um Figuren im Hintergrund, also Reste vom Green-Screening.

Mein Urteilsvermögen mag durch das lange warten und die Vorfreude getrübt sein, aber selbst wenn der Film ein absoluter Reinfall geworden wäre , hätte ich mich heute Abend nicht geärgert. Schon allein weil es die teuerste Kinokarte war, die ich je kaufte. Da beschummst man sich lieber selbst, als sich einzugestehen dass das ne blöde Idee war. Wars in diesem Falle aber nicht. Zwar ist dort in Finnland kein zweites 2001: A Space Odyssey entstanden, das war aber sicher auch nicht der Plan. Meine Erwartungen wurden trotzdem vollends erfüllt und ich fühlte mich durchgängig vorzüglich unterhalten. Wer Lust auf eine ziemlich abstruse aber großartige Science-Fiction-Komödie hat macht mit einem Iron Sky Ticket sicher nichts falsch, ich würde ihm mir wieder ansehen. Definitiv mein diesjähriger Berlinalefavorit.

In diesem Sinne: Wir sehen uns in Valhalla.
Oder gleich auf der Premierenparty.

One Comment

  1. Max says:

    Ich find das so unfair. Ich würde mir zwar Iron Sky nicht im Kino ansehen, aber scheinbar haben alle dafür Karten bekommen, die welche wollten und ich habe für einen anderen Film mehrmals kein Glück gehabt.

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